Zusammensetzung der Vorarlberger Bevölkerung

Verschiedene Kennzahlen werden üblicherweise verwendet, um die Zusammensetzung einer Bevölkerung nach ihrer (familiären) Herkunft zu beschreiben:

Häufig herangezogen wird das Geburtsland, wodurch erkennbar wird, welcher Teil der Bevölkerung im Laufe des Lebens zugewandert ist.

Ein ebenfalls gebräuchlicher Indikator ist die Staatsbürgerschaft, die allerding keine Informationen darüber gibt, ob eine Person in ihrem Leben bereits einmal ein- oder ausgewandert ist. So kann bspw. eine Personen, die nach Österreich zugewandert ist (mittlerweile) die österreichische Staatsbürgerschaft haben, oder eine Person, die in Österreichisch geboren ist, eine nicht-österreichische Staatsangehörigkeit.

Der „Migrationshintergrund“ bezieht sich auf das Geburtsland einer Person bzw. ihrer Eltern. Ist eine Person außerhalb Österreichs geboren, wird von der ersten Generation gesprochen (die Person ist selbst eingewandert); wurde eine Person in Österreich geboren und hat Eltern (bzw. ein Elternteil), die im Ausland geboren worden sind, wird von der zweiten Generation gesprochen (die Person ist selbst nicht eingewandert). Der Vorteil des Indikators “Migrationshintergrund“ ist, dass Integrationsprozesse über Generationen hinweg beobachtet werden können.


Die Vorarlberger Bevölkerung

Mit dem 31. Dezember 2024 hatten 412.116 Personen in Vorarlberg ihren Hauptwohnsitz. Das sind ca. 1.800 Personen mehr als im Vorjahr, was einem Bevölkerungszuwachs von 0,4 % entspricht. Dieser Zuwachs kam vor allem durch ein positives Wanderungssaldo zustande – die Zuzüge überwogen die Wegzüge um 1.474. Durch den Geburtenüberschuss (Geburten abzüglich Sterbefälle) ist die Bevölkerung um 335 Personen gewachsen.

Quelle: Amt der Vorarlberger Landesregierung, Landesstelle für Statistik, Bevölkerung und Staatsbürgerschaftsverleihungen 2024. 


Geburtsländer der Vorarlberger Bevölkerung

Anfang des Jahres 2025 hatten 76 % der Vorarlberger Wohnbevölkerung einen Geburtsort in Österreich. 24 % wurden im Ausland geboren und sind somit zugewandert (diese Personen werden üblicherweise als „erste Generation“ bezeichnet). Die zehn häufigsten Geburtsländer dieser 24 % der Vorarlberger Bevölkerung sind: Deutschland, Türkei, Bosnien und Herzegowina, Syrien, Rumänien, Serbien, die Schweiz, Ungarn, die Ukraine und Kroatien. Somit spiegelt sich in den Geburtsländern der Vorarlberger Bevölkerung einerseits die „Gastarbeitermigration“ bzw. die Fluchtmigration der 90er Jahre (aus dem ehem. Jugoslawien) wider, aber auch die Zuwanderung aus den (süd-)osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten sowie die Fluchtmigration der letzten Jahre (aus Syrien, aber auch aus der Ukraine). Dennoch bleiben in Deutschland Geborene die mit Abstand größte Gruppe an Zugewanderten in Vorarlberg.


Tabelle 1: Bevölkerung Vorarlbergs mit Geburtsort im Ausland, die 10 häufigsten Geburtsländer (Anfang 2025)

die 10 häufigsten Geburtsländer (ohne Österreich)

Anzahl der im jeweiligen Land geborenen Personen

Deutschland

22.073

Türkei

16.588

Bosnien und Herzegowina

5.906

Syrien

4.442

Rumänien

3.940

Serbien

3.714

Schweiz

3.289

Ungarn

3.029

Ukraine

2.869

Kroatien

2.372

Quelle: Statistik Austria, erstellt am: 11.2.2025.


Staatsbürgerschaften der Vorarlberger Bevölkerung

Ende des Jahres 2024 hatten 79 % der Vorarlberger Bevölkerung die österreichische Staatsbürgerschaft; 21 % der Bevölkerung hatten eine andere Staatsangehörigkeit. Die nachfolgende Grafik zeigt, dass diese nicht-österreichischen Staatsbürger*innen etwa zur Hälfe die Staatsangehörigkeit eines EU-Landes besitzen (darunter insbesondere deutsche, rumänische, ungarische, kroatische, italienische und bulgarische Staatsbürger*innen). Etwa ein Viertel der nicht-österreichischen Staatsbürger*innen in der Vorarlberger Bevölkerung besitzen die Staatsbürgerschaft der Türkei oder eines Nachfolgestaates des ehemaligen Jugoslawiens. Und in etwa ein weiteres Viertel hat die Staatsangehörigkeit eines anderen Drittstaates (darunter insbesondere Staatsangehörige von Syrien, der Ukraine und Afghanistan).

Grafik: Bevölkerung mit Hauptwohnsitz in Vorarlberg und nicht-österreichischer Staatsangehörigkeit, nach Staatsangehörigkeit


Quelle: Grafik der Landesstelle für Statistik im Amt der Vorarlberger Landesregierung, Stichtag: 31.12.2024.


Einbürgerungen

Im Jahr 2024 wurden in Vorarlberg 744 Personen „eingebürgert“ und erhielten damit die österreichische Staatsbürgerschaft. Diese Zahl liegt deutlich über dem Durchschnitt der jährlichen Staatsbürgerschaftsverleihungen in den letzten 10 Jahren. Dennoch ist die Anzahl der Einbürgerungen pro Jahr in Vorarlberg nach wie vor wesentlich niedriger als um die Jahrtausendwende, als viele Zugewanderte aus der Türkei oder aus dem ehemaligen Jugoslawien die österreichische Staatsbürgerschaft erhielten.

Bei den im Jahr 2024 eingebürgerten Personen handelt es sich überwiegend um Menschen, die zuvor die Staatsangehörigkeit eines Drittstaates besaßen - insbesondere vormalige Staatsangehörige von Syrien (171 Staatsbürgerschaftsverleihungen), der Türkei (146 Staatsbürgerschaftsverleihungen) und Afghanistan (64 Staatsbürgerschaftsverleihungen).

Quelle: Amt der Vorarlberger Landesregierung, Landesstelle für Statistik, Bevölkerung und Staatsbürgerschaftsverleihungen 2024. 


„Migrationshintergrund“ der Vorarlberger Bevölkerung

Laut Hochrechnungen der Statistik Austria hatten im Jahr 2024 30 % der Vorarlberger Bevölkerung einen „Migrationshintergrund“ – das heißt sie selber oder beide Eltern wurden im Ausland geboren. Das entspricht ca. 121.300 Personen. Von diesen Menschen sind wiederum 73 % selbst nach Österreich zugewandert (die „erste Generation“); 27 % wurden bereits hier geboren (die „zweite Generation“). Nach Wien ist Vorarlberg das Bundesland mit dem zweithöchsten Anteil an Personen mit Migrationshintergrund in Österreich; bundesweit liegt der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung bei 28 %.

Quelle: Statistik Austria, Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung, Jahresdurchschnitt 2024 (Hochrechnung).


 
August Gächter verwendet in einer aktuellen Studie zu Vorarlberg eine weitere Definition von „Migrationshintergrund“: Er bezieht bei der zweiten Generation nicht nur Personen ein, die in Österreich geboren sind und deren Eltern beide zugewandert sind, sondern auch Personen mit nur einem zugewanderten Elternteil. Nach dieser Definition haben 42 % der Vorarlberger Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren einen „Migrationshintergrund“ (d.h. sie selbst oder mindestens ein Elternteil ist zugewandert; Durchschnitt der Jahre 2020 bis 2022). Dieser Anteil ist in den letzten Jahren gestiegen.

Quelle: okay.zusammen leben (2023), „… und sie bewegt sich doch.“ (Update 2023). Fortschritte in der strukturellen Integration von Zugewanderten und ihren Nachkommen in Vorarlberg“, hier verfügbar.

 


Historischer Rückblick - Zuwanderung von 1961 bis 2001

Dieser im Jahr 2004 verfasste historische Rückblick zeichnet die Veränderungen in der Zusammensetzung der Vorarlberger Bevölkerung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach: www.okay-line.at/file/656/2vorarlbergalseinwanderungsland.pdf