Chronologie der Etablierung von Strukturen zur Gestaltung von Integration in Vorarlberg

Die nachfolgende Chronologie beschreibt die Meilensteine im Prozess der Etablierung von politischen Strukturen zur Gestaltung von Integration in Vorarlberg. Neben Meilensteinen auf Ebene der politischen Steuerung enthält die Aufzählung auch wichtige Ereignisse (wie die Eröffnung des islamischen Friedhofs) und öffentliche Debatten, die die Integrationspolitik in Vorarlberg nachhaltig beeinflusst haben.

 

1991    

Das Programm „KultUrsprünge“ widmet sich unter dem Motto „Heimatpflege für eine offene Gesellschaft“ den Themen Migration und kulturelle Vielfalt. Das Programm wird vom Land Vorarlberg initiiert; von 1991 bis 1993 werden mehr als 150 Projekte und Veranstaltungen gefördert.

 

1995

Der erste Integrationsbericht zu Vorarlberg wird veröffentlicht. Er beleuchtet das Thema Integration vor allem aus einer sicherheitspolitischen Perspektive.

 

2001

Der Verein „Aktion Mitarbeit“ wird von der Landesregierung mit dem Aufbau der Projektstelle für Zuwanderung und Integration – „okay.zusammen leben“ beauftragt (Details finden Sie hier).

 

2001 - 2002

Die Stadt Dornbirn erarbeitete als erste Stadt Österreichs ein Integrationsleitbild. Als Folge des Leitbildprozesses wird eine eigene Dienststelle zum Thema Integration in der Stadtverwaltung eingerichtet. In den nächsten Jahren folgen zahlreiche Vorarlberger Städte und Gemeinden diesem Beispiel (siehe „Leitbilder und Evaluierungsberichte“).

 

2006

"okay.zusammen leben" verfasst im Auftrag der Vorarlberger Landesregierung den Bericht “Integrationsarbeit in Vorarlberg. Strukturen, Angebote und die Landschaft der Akteure” und informiert darin über den Stand der Integrationsarbeit in Vorarlberg im Jahr 2006
(siehe „Leitbilder und Evaluierungsberichte“). Dieser Bericht bildet den Auftakt für die Einrichtung einer Stelle für Integration in der Vorarlberger Landesverwaltung, die Etablierung der Vorarlberger Integrationskonferenz und die Entwicklung des landesweiten Integrationsleitbildes.

 

2007

Die Koordinationsstelle für Integrationsangelegenheiten wird in der Landesverwaltung geschaffen. Die Koordinationsstelle soll integrationspolitische Agenden innerhalb der Landesverwaltung vorantreiben.

Die Vorarlberger Grünen veröffentlichen unter dem Titel „Erfolgreiche Integration ist kein Zufall“ ihr Integrationsprogramm.

Die Vorarlberger Freiheitlichen veröffentlichen unter dem Titel „Sprache als Schlüssel zur Integration“ ein Konzept für die Sprachförderung im Vorschulalter.

 

2008

Die erste Integrationskonferenz des Land Vorarlberg findet statt. Sie soll in regelmäßigen Abständen einen Raum für Austausch zwischen der Landesregierung und den IntegrationsakteurInnen Vorarlbergs bieten.

 

2008 - 2010

Im Rahmen eines landesweiten Leitbildprozesses wird ein parteiübergreifendes Integrationsleitbildes für Vorarlberg entwickelt (siehe „Leitbilder und Evaluierungsberichte“). Im Jahr 2010 wird dieses Leitbild im Landtag einstimmig angenommen.

 

2010

Für die Steuerung auf politischer Ebene wird das parteiübergreifende Lenkungsgremium Integration eingerichtet. Es besteht aus den Integrationssprechern bwz. -sprecherinnen aller im Landtag vertretenen Parteien und dem jeweiligen Landesrat/der jeweiligen Landesrätin für Integration. Im Landtag wird ein Integrationsausschuss eingerichtet.

 

2011

Erstmals wird der Vorarlberger Integrationspreis vergeben, mit dem das Land engagierte Personen und Projekte ausgezeichnet. Der Preis soll fortan alle zwei Jahre vergeben werden (Details finden Sie hier).

 

2012

In Altach wird die erste islamische Begräbnisstätte Vorarlbergs eröffnet. Es ist ein Friedhof für Muslime und Musliminnnen in kommunaler Trägerschaft (Details finden Sie hier). Es handelt sich um den zweiten islamischen Friedhof in Österreich (der Islamische Friedhof in Wien wurde 2008 eröffnet).

 

2015

Infolge der islamistischen Terroranschläge in Paris im Januar 2015 etablierte das Land Vorarlberg eine landesweite Koordinationsstruktur für das Themenfeld „Extremismusprävention und Demokratiekultur“ in der Landesverwaltung. Im Steuerungsgremium arbeiten die Regierungsmitglieder für die Themen Integration, Sicherheit, Bildung und Jugend zusammen. Die Koordinationsgruppe besteht aus VertreterInnen themenrelevanter Institutionen in den Feldern Sicherheit, Jugend, Integration und Bildung und bereitet die inhaltlichen Schwerpunkte vor. In der Plattform treffen sich 2 x jährlich VertreterInnen aller relevanten Institutionen und Felder für einen strukturierten Austausch (Koordination im Amt der Vorarlberger Landesregierung: Dr. Werner Grabher; werner.grabher@vorarlberg.at).

Das Büro „think.difference“ evaluiert im Auftrag der Vorarlberger Landesregierung die Integrationsarbeit in Vorarlberg zwischen 2006 und 2014. Die Ergebnisse werden im Bericht „Evaluation der Integrationsarbeit und –landschaft Vorarlbergs“ publiziert (siehe „Leitbilder und Evaluierungsberichte“).

 

2016

Im Herbst 2015 und Frühjahr 2016 kam es zu einem starken Zuzug von Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten nach Vorarlberg. Zur Unterstützung der Integration dieser Geflüchteten in Vorarlbergs Gemeinden und Städte beschloss das Kuratorium des Sozialfonds die Finanzierung von FlüchtlingskoordinatorInnen auf kommunaler Ebene (in größeren Gemeinden und Städten) bzw. auf regionaler Ebene (bspw. im Klostertal, Walgau, Bregenzerwald etc.). Die Finanzierung dieser Stellen wurde mehrmals verlängert und ist derzeit bis Ende 2023 gesichert.

Auch auf Landesebene wurde ein Koordinator zur Unterstützung der Integration von Geflüchteten eingesetzt, der seine Aufgaben bis Ende 2019 durchführte.

 

2017

Mit der Eröffnung des Integrationszentrums Vorarlberg in Bregenz erweiterte der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) im Jahr 2017 die regionale Integrationsstruktur in Vorarlberg und war damit dann in allen neun Bundesländern mit einem Integrationszentrum vertreten. Der ÖIF ist als unabhängiger Fonds der Republik Österreich der zentrale operative Partner des Integrationsministeriums für die Umsetzung von Integrationsmaßnahmen. Das Angebot vor Ort umfasst v.a. Beratung, Sprachkursförderung und Wertevermittlung für Flüchtlinge und Zuwander/innen. Vor 2017 war der ÖIF mit mobilen Beratungsstellen sowie Werte- und Orientierungskursen in Bregenz und Dornbirn vertreten.

 

2017

Ausgelöst insbesondere durch politische Entwicklungen in der Türkei ab 2014 und deren Auswirkungen auch in Vorarlberg beauftragt der Vorarlberger Landtag die Erarbeitung eines Strategiepapiers zum Umgang mit problematischen Entwicklungen und Milieus. Dieses Strategiepapier kann als Vertiefung des Integrationsleitbildes verstanden werden und wurde vom Vorarlberger Landtag im Jänner 2018 einstimmig angenommen. Die im Papier empfohlenen Maßnahmen werden ab 2018 umgesetzt (siehe „Leitbilder und Evaluierungsberichte“).

 

Ab 2017

Größere Städte und Gemeinden in Vorarlberg aktualisieren die Leitbilder, die sie in den 00er-Jahren als Rahmen für ihre kommunale Integrationspolitik entwickelt haben. Dornbirn und Bregenz überarbeiten ihre Integrationsleitbilder im Jahr 2017; Rankweil sein Sozialleitbild – das sich auch den Themen Zuwanderung und Diversität widmet – im Jahr 2022 (siehe „Leitbilder und Evaluierungsberichte“).

 

2023

Das Land Vorarlberg und die Städte und Gemeinden einigen sich auf eine zeitlich nicht befristete Fortführung der im Jahr 2016 etablierten Koordinationsstellen für Asyl- und Flüchtlingswesen auf regionaler Ebene. Die Finanzierung wird auch zukünftig über den Sozialfonds gewährleistet.

 

Unsere aktuelle Beschreibung der Zuständigkeitsstrukturen in Vorarlberg im Themenfeld Migration, Integration und Diversität (Stand 2023) finden Sie hier.

 

Quellen: Laufendes Monitoring von okay.zusammen leben; Güngör/Perchinig (2015): Evaluation der Integrationsarbeit und –landschaft Vorarlbergs. Zeitraum 2006-2014; Burtscher (2009): Zuwandern_aufsteigen_dazugehören. Etablierungsprozesse von Eingewanderten. Reihe: transblick, Band 4, Innsbruck-Wien-Bozen 2009, Studien Verlag.