Information zum Prozess der Errichtung des Islamischen Friedhofs Altach

Die Zuwanderung nach Vorarlberg hat auch die religiöse Landschaft des Landes nachhaltig verändert. MuslimInnen bilden heute mit rund 10 % die zweitgrößte Religionsgemeinschaft. Rund 50 % dieser Menschen waren mit Jahresende 2003 bereits österreichische StaatsbürgerInnen. Damit steigt die Notwendigkeit der Schaffung religiöser Institutionen für die Vorarlberger MuslimInnen wie auch die Ausrichtung bestehender Institutionen auf die neue religiöse Heterogenität des Landes.


In der Frage der Errichtung einer muslimischen Begräbnisstätte sind die Gemeinden in einer besonderen Weise gefordert. In beinahe allen Gemeinden Vorarlbergs leben MuslimInnen. Nicht jede Gemeinde jedoch wird eine den religiösen Vorschriften entsprechende Begräbnisstätte für ihre muslimischen BewohnerInnen errichten können. Die Gemeindekooperation ist in dieser Frage eine Notwendigkeit. Von Januar bis November 2005 arbeitete daher eine gemeinde-übergreifende Arbeitsgruppe im Auftrag des Vorarlberger Gemeindeverbandes und unter Beteiligung der islamischen Gemeinschaften, der Katholischen Kirche und des Landes an einem Empfehlungspapier zu dieser Frage.

Im November 2006 wurde auf Basis dieses Prozesses und dem daraus gewonnen Wissen die Standortfrage für die Errichtung einer ersten Anlage geklärt. Laut einstimmigem Beschluss der Gemeindevertretung beschloss die Gemeinde Altach am 28.11.2006 den Verkauf eines ihrer Grundstücke an den Vorarlberger Gemeindeverband zur Errichtung eines ersten Muslimen aus allen Gemeinden offen stehenden islamischen Friedhofs in Vorarlberg.

Am 2. Juni 2012 wurde der Islamische Friedhof in Altach eröffnet. Es ist die zweite eigene Friedhofsanlage für Muslime in Österreich. Die erste wurde 2008 in Wien eröffnet. Der Wiener Islamische Friedhof ist  eine konfessionelle Anlage in Trägerschaft der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ). Der Altacher Islamische Friedhof ist eine kommunale Anlage in Verwaltung der Gemeinde Altach, offen jedoch für Muslime und Musliminnen aus dem ganzen Land.


Chronologie des Prozesses

  • Herbst 2003: Die muslimischen Gemeinschaften des Landes gründen die Initiativgruppe Islamischer Friedhof.
  • Herbst 2003 - Herbst 2004: Elisabeth Dörler erarbeitet im Auftrag von "okay.zusammen leben" die Studie "Eine Begräbnisstätte für Muslime in Vorarlberg" als inhaltliche Grundlage für EntscheidungsträgerInnen.
  • August 2004: Die Islamische Religionsgemeinde Bregenz der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich und die Initiativgruppe Islamischer Friedhof stellen den Antrag auf Errichtung eines Friedhofs an die Vorarlberger Landesregierung.
  • November 2004: Der Vorarlberger Gemeindeverband initiiert den Arbeitskreis "Eine Begräbnisstätte für Muslime in Vorarlberg".
  • November 2005: Übergabe der Empfehlung des Arbeitskreises an den Vorarlberger Gemeindeverband.
  • 2006: Entscheidungsfindung über den Standort einer ersten Anlage für ca. 300 Gräber.
  • 28.11.2006: Die Gemeindevertretung der Gemeinde Altach beschließt einstimmig den Verkauf eines Grundstückes an den Vorarlberger Gemeindeverband mit dem Zweck der Errichtung eines islamischen Friedhofs, der Muslimen aus allen Vorarlberger Gemeinden offen stehen soll.
  • September 2007: Architekturbüro Bernardo Bader, Dornbirn, wird - nach einem geladenen Wettbewerb - mit der Planung der Anlage betraut.
  • Winter 2007: Die muslimischen Gemeinschaften Vorarlbergs gründen den "Trägerverein Islamischer Friedhof Vorarlberg". Er soll die Verantwortung für die Errichtung und für den laufenden Betrieb des Friedhofs nach seiner Fertigstellung tragen.
  • Juni 2008: Der Vorarlberger Gemeindeverband erwirbt von der Gemeinde Altach das Grundstück für den zukünftigen islamischen Friedhof im Ausmaß von 8.500 Quadratmeter. Das Grundstück wird an den "Trägerverein Islamischer Friedhof Vorarlberg" verpachtet.
  • 2009/2001: Detailplanung, Baueinreichung und Vorbereitung des Geländes
  • 2010: Die Gemeinde Altach übernimmt die Trägerschaft des Friedhofs. Der Versuch, das Bauprojekt auf Basis eines Trägervereins zu organisieren, hat sich als nicht zielführend erwiesen. Das Bauprojekt wird in Zusammenarbeit mit den Islamischen Gemeinschaften, die es in Arbeitsgruppen begleiten, durchgeführt.
  • 2. Juni 2012: Eröffnung des Islamischen Friedhofs Altach

     

Die Besonderheiten des Vorarlberger Prozesses

  • Arbeit an einer Gemeinde-übergreifenden Lösung: Muslime aus allen Vorarlberger Gemeinden sollen auf der/den zu errichtenden Begräbnisstätte/n begraben werden können.
  • Repräsentative Einbindung aller muslimischer Gemeinschaften durch die Kooperation der "Religionsgemeinde Bregenz" der "Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich" und der "Initiativgruppe Islamischer Friedhof", die die islamischen Gemeinschaften im Land auf breiter Basis repräsentiert.


Siehe auch die verschiedenen Dokumente dazu im Downloadbereich ►